Sunday, March 4, 2007

Etymologie und Wortgebrauch

Kunst ist ein deutsches Wort. Bereits im Althochdeutschen lautete es „kunst“ (Plural „kunsti“), im Mittelhochdeutschen „kunst“ bzw. „künste“ (Pl.). Ursprünglich ist kunst ein Substantivabstraktum zum Verbum „können“ mit der Bedeutung "das, was man beherrscht; Kenntnis, Wissen, Lehre, Meisterschaft". Die Redewendung "Kunst kommt von Können" ist also etymologisch, dem Wortursprung nach, richtig. Die Bedeutung und Verwendung des Wortes in der Schrift- und Gelehrtensprache wurde jedoch stark von lateinisch ars beeinflusst (Lehnbedeutung). Besonders seit der Neuzeit wird der Begriff zunehmend mehrdeutig, weil neben "alten" Verwendungen des Wortes (im Sinne von "Lehre, Wissen") "neue" treten (im Sinne von "autonome, schöne Künste").

Der Begriff Kunst wurde und wird mithin gebraucht:

Im Sinn von Wissen, Erkennen, Erkenntnis, Einsicht

Seit dem 16. Jahrhundert wird Kunst nicht nur zur Beschreibung eines Wissens gebraucht, der Begriff wird ebenso synonym für Philosophie, aber auch die (Natur-)wissenschaften gebraucht.

Im Sinn von Fertigkeit

Gemeint waren Fertigkeiten innerhalb eines Fachgebiets sowie die Gesamtheit einer Fertigkeit (Reitkunst, Kochkunst, Fechtkunst) oder Tätigkeit. Eine negative Konnotation erhalten diese Künste, wenn damit Listen oder geschickte Täuschungen gemeint sind (Diebeskünste, Verschönerungskünste, Schwarze Kunst, Verführungskunst oder Zauberkunst). Aus dem Bedeutungsfeld der Verstellungen kommt auch das Adjektiv „gekünstelt“.

Im Sinn von Handwerk

Im Wort Kunsthandwerk steckt heute noch das Handwerk. Bis ins 18. Jahrhundert wurde Kunst auch als Synonym für die Ausübung eines Handwerks benutzt. Erhalten hat sich dieser Gebrauch in Worten wie Flechtkunst, Töpferkunst. Mit Kant lässt sich schließlich die Trennung der Begriffe konstatieren: „Im engern Sinne sind Handwerk und Kunst genau unterschieden, obwohl es an naher Berührung, ja Verflieszen von beiden nicht fehlt (vergl. Kunstgewerbe): die Kunst wird vom Handwerk unterschieden, die erste heiszt freie, die andere kann auch Lohnkunst heiszen“.

Im Sinn von Wissenschaft

Seit Leibniz kennt man die Bezeichnung wissenschaftlicher Disziplinen als „Sprachkunst (Grammatica), Redekunst (Rhetorica), Messekunst (Geometria), Beweiskunst (Logica), Sittenkunst (Ethica), Sehkunst (Optica), Zergliederkunst (Anatomia), Scheidkunst (Chymia) u.a.“. Bald jedoch wird die Kunst von der Wissenschaft unterschieden. Goethe meint dazu: „Kunst und Wissenschaft sind Worte, die man so oft braucht und deren genauer Unterschied selten verstanden wird, man gebraucht oft eins für das andere, und schlägt dann gegen andere Definitionen vor: ich denke, Wissenschaft könnte man die Kenntnis des Allgemeinen nennen, das abgezogene Wissen, Kunst dagegen wäre Wissenschaft zur That verwendet. Wissenschaft wäre Vernunft, und Kunst ihr Mechanismus, deshalb man sie auch praktische Wissenschaft nennen könnte. Und so wäre denn endlich Wissenschaft das Theorem, Kunst das Problem.“

Als Gegensatz zu Natur

Nicht zuletzt im Gefolge der Aufklärung und ihrem neuen Naturbegriff wird Kunst als Gegensatz zu Natur, als künstlich anstelle von natürlich verstanden. Heute verwendet man das Präfix Kunst- als Bezeichnung für „nicht natürlich“: Kunstpelz, Kunststoff, Kunstblume, Kunstauge etc.

Im Sinn von Schönen Künsten

Kunst im heutigen, am häufigsten gebrauchten Sinn wurde begrifflich vor allem von Winkelmann, Lessing, Herder, Goethe und Schiller geprägt. In ihren ästhetischen Schriften beschreiben sie die menschlichen Hervorbringungen zum Zwecke der Erbauung als Kunst, sei es im Theater, in der Literatur, in der Musik oder die Werke „bildender Künstler“, auf die sich der Begriff schließlich zunehmend verengt. So hat sich Kunst- auch als Präfix für Wortbildungen wie Kunstausstellung, Kunstwerk, Kunstauktion etc. herausgebildet.

Im Sinn von Maschine

Ab dem 18. Jahrhundert entwickelt sich außerdem eine Bedeutungslinie, die Kunst als Bezeichnung für eine Maschine oder einen maschinell hergestellten Gegenstand verwendet (Feuerkunst für Feuerspritze, Dampfkunst für Dampfmaschine, Wasserkunst für Springbrunnenanlagen). Speziell Vorrichtungen zum 'Fördern' von Lasten im Bergbau werden Fahrkunst genannt.

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